Früher, als meine Kinder klein waren, dachte ich oft: „Das sollte ich alles mal aufschreiben!“ Diese herrlich schrägen Sprüche, die (alt-)klugen Fragen, mit denen sie mich überraschten, und die lustigen Momente, die mein Herz zum Hüpfen brachten.
Aber dann kam immer wieder der Alltag dazwischen, und viel zu oft sind diese Schätze einfach im Strudel der Zeit verschwunden. Später fragte ich mich, wer von meinen Söhnen eigentlich diesen oder jenen coolen Satz gesagt hat. Und was genau brüllte meine Tochter damals dreijährig an der Ostsee, das den ganzen Strand zum Lachen brachte? (Auflösung im Text)
Heute, als Großmutter, halte ich sie fest, diese kleinen Wunder der Kinderlogik und Fantasie. Ich bin überzeugt, dass es eine Aufgabe von uns Großmüttern ist, diese Geschichten zu bewahren. Für uns. Für die Enkel. Und für deren Eltern, denen jetzt gerade der Alltag keine Zeit dafür lässt.
Falls du auch eine Großmutter bist, lade ich dich ein, ein Kindermund-Tagebuch zu beginnen. Ich verspreche dir, dass es viel Freude macht, diese Momente festzuhalten – und dass sie dir das Herz wärmen.
Was ist ein Kindermund-Tagebuch?
Ein Kindermund-Tagebuch ist ein Schatzkästchen mit lustigen, klugen und manchmal überraschend weisen Worten deiner Enkel und Enkelinnen.
Ein typischer Eintrag lautet vielleicht: „Wenn ich groß bin, will ich auch Oma werden.“ Oder: „Ich kann nicht schlafen – meine Augen wollen noch Fernsehen gucken.“ Solche Sätze sind so herrlich unverblümt, dass ich sie für immer festhalten möchte. Du auch?
Ein Kindermund-Tagebuch ist genau das: Eine Sammlung dieser kostbaren Momente, in denen Kinder uns mit ihrer besonderen Sicht auf die Welt überraschen.
Du notierst die unerwarteten Fragen, die philosophischen Gedanken und die hinreißend komischen Bemerkungen deiner Enkel. Der philosophische Sechsjährige, der wissen will: „Wie weiß der Briefträger, dass er Briefträger ist? Hat ihm das jemand gesagt?“ Oder die kesse Fünfjährige, die nach dem Blick in dein Fotoalbum feststellt: „Du warst ja auch mal jung und schön!“
Diese kleinen Worte erinnern uns an die Leichtigkeit, die Kinder in die Welt bringen, und an die Freude, die in den kleinen Dingen liegt.
Jeder Eintrag ist wie eine eingefangene Zeitkapsel. Das Datum, das Alter des Kindes, vielleicht noch die Situation – mehr braucht es nicht. Doch nach und nach entsteht aus kleinen, festgehaltenen Momenten ein Familienalbum der besonderen Art, voller Weisheit, Humor und unverstellter Kinderlogik.
Deine Rolle als Bewahrerin besonderer Momente
Als Mutter warst du mittendrin im Alltag – als Großmutter darfst du nun von der Seitenlinie aus zusehen. Du hast diesen wundervollen Platz zwischen „mittendrin“ und „mit ein bisschen Abstand“. Du kannst die Abenteuern und Sprüchen deiner Enkel, genießen, ohne gleichzeitig ans Abendessen zu denken oder die Wäsche aus der Maschine zu holen. Genau das macht dich zur besten Hüterin dieser kleinen, magischen Momente.
Und das ist nicht nur für jetzt schön – irgendwann werden diese Geschichten wie kleine Goldstücke glänzen, wenn du oder deine Enkel sie wieder in die Hand nehmen.
Das Kindermund-Tagebuch wird zu deinem persönlichen Begleiter. In ihm verwebst du deine eigene Geschichte mit der deiner Enkel. Jeder Eintrag erzählt nicht nur von ihren Gedanken, sondern auch von deinem Erleben als Großmutter.
Wenn die Sechsjährige fragt: „Oma, wie seid ihr eigentlich damals ohne Computer ins Internet gegangen?“, dann öffnet sich ein Fenster zwischen den Generationen. Mich erinnerte es an den fast vergessenen Spruch von Kind 3, der als stolzer vierzehnjähriger Besitzer eines Nokia wissen wollte: „Mama, wie habt ihr euch eigentlich früher ohne Handy mit euren Freunden verabredet?“ Nun ja, mein Schatz, in unserem Dorf gab es eine Milchrampe …
So entsteht Seite für Seite ein lebendiges Dokument deiner Familiengeschichte. Beim Schreiben merkst du, wie alles miteinander verbunden ist.
Praktische Tipps für ein Kindermund-Tagebuch
Manchmal braucht es ein bisschen Inspiration, um loszulegen. Hier sind meine besten Tipps, wie du dein Kindermund-Tagebuch zu etwas ganz Besonderem machst.
Finde das richtige Medium für deine Geschichten
Ob du ein wunderschönes Notizbuch mit Platz für kleine Zeichnungen und Fotos wählst, eine digitale App nutzt, die du immer dabei hast, oder ein handgemachtes Scrapbook gestaltest – das Medium sollte zu dir passen.
Fang langsam an. Es wächst mit und entwickelt sich. Kann sein, du musst ein bisschen herumprobieren, bevor du dich endgültig festlegst.
Ich persönlich nutze im Moment noch eine ganz gewöhnliche Word-Datei in der ich die Geschichten meiner vier Enkelinnen und Enkel sammle. Im letzten Jahr habe ich begonnen, auch die Geschichten meiner Kinder zu ergänzen, an die ich mich gern erinnere. (Ich löse mal auf, was unsere 3jährige am Strand von Graal-Müritz meinem Mann bei einer Meinungsverschiedenheit entgegenbrüllte, die Hände in die Hüften gestemmt: „Bestimm du nicht über mein Leben!“ In dem Moment war es schwer, ernst zu bleiben. Heute ist es eine Geschichte, die zu unserer Familie gehört.)
Fürs nächste Jahr habe ich mir ein größeres Kindergeschichten-Projekt vorgenommen. Davon erzähle ich dir gleich noch.
Schreibe es gleich auf
Kinder sind schnell, und ihre Worte fliegen oft genauso schnell davon. Deshalb: Schreib es auf, sobald du kannst! Halte ein kleines Notizbuch bereit oder nutze die Notizen-App auf deinem Handy. Bei mir sind es kurze Post-It, die erst einmal in meinem Kalender landen.
Wenn’s wirklich eilig ist, tut es auch eine kurze Sprachnotiz – besser eine Stimme, die du später abhören kannst als ein Spruch, der im Alltag verloren geht.
Im Übrigen dürfen diese Anekdoten auch sehr kurz sein. Manchmal ist es ein Satz, manchmal wird es eine ganze Geschichte.
Bei uns ist es inzwischen so, dass meine erwachsenen Kinder mir Sprüche weiterleiten, die sie aufbewahren möchten. Sie wissen halt, bei Oma ist es in guten Händen.
Finde eine Struktur, die dir Freude macht
Sobald die Menge der Einträge zunimmt, wirst du eine Struktur brauchen. Meistens beginnt man chronologisch, aber du kannst auch nach Themen sortieren: lustig, nachdenklich, herzerwärmend. Oder du erfindest Kategorien wie „Beste Oma-Witze“ oder „Mini-Philosophen“.
In meinem Tagebuch ordne ich im Moment noch chronologisch, notiere aber am Rand kleine Symbole: Ein Herz für besonders rührende Momente, ein Fragezeichen für philosophische Gedanken, ein Smiley für die lustigen Sprüche. So finde ich später leichter bestimmte Einträge wieder.
Du kannst die Anekdoten auch thematisch ordnen oder für jedes Enkelkind ein eigenes Kapitel anlegen.
Mach daraus ein kleines Ritual
Einmal im Monat nehme ich mir Zeit für mein Kindermund-Tagebuch. Dann übertrage ich die Notizen der letzten Wochen, ergänze Details und genieße noch einmal die besonderen Momente. Das ist mein kleines Ritual geworden – eine halbe Stunde nur für diese kostbaren Erinnerungen.
Richtig aufgehübscht wird die Datei dann vor den Weihnachtstagen, an denen die neueste Ausgabe der Kindermund-Geschichten für meine Kinder unterm Weihnachtsbaum liegt (und immer schon sehnsüchtig erwartet wird).
Die emotionale Bedeutung
Ein Kindermund-Tagebuch ist viel mehr als nur eine Sammlung lustiger Sprüche – es ist ein Herzensprojekt, das tiefe Verbindungen schafft und Erinnerungen lebendig hält.
Für dich als Großmutter: Dankbarkeit und Nähe
Das Tagebuch schenkt dir die Möglichkeit, die kleinen, kostbaren Momente mit deinen Enkelkindern ganz bewusst wahrzunehmen und zu genießen.
Jeder Eintrag ist ein kleines Dankeschön an den Moment – und daran, dass du diese wundervolle Rolle als Oma leben darfst. Ich sage gerne:
„Großmutter sein, ist ein völlig neues Level im Leben!“
Gleichzeitig spürst du durch das Festhalten dieser Erlebnisse eine tiefere Nähe zu deinen Enkelkindern. Du siehst die Welt durch ihre Augen und tauchst ein in ihre Gedanken, die oft überraschend klug, humorvoll oder rührend sind.
Für deine Enkelkinder: Ein Geschenk für später
Für deine Enkel ist das Tagebuch ein echter Schatz, den sie vielleicht erst Jahre später so richtig zu schätzen wissen. Irgendwann werden sie diese Seiten durchblättern und lachen, staunen oder sogar eine Träne verdrücken – weil sie spüren, wie sehr du sie geliebt hast und wie aufmerksam du ihre Worte bewahrt hast. Es ist ein Geschenk, das sie daran erinnert, wie besonders sie für dich waren und immer sein werden.
Gerade kommen meine ältesten Enkelinnen ins Lesealter. Ich bin gespannt, wie sie in diesem Jahr auf die Geschichten reagieren.
Und während ich dies schreibe merke ich auch, dass es mich traurig macht, dass aus meiner Kindheit kaum Geschichten über meinen Bruder und mich existieren, die diese Momente eingefangen hätten. Wie schade. Klar haben wir unsere Erinnerungen, aber das ist halt nicht dasselbe.
Für die Familie: Ein Band zwischen den Generationen
Ein Kindermund-Tagebuch ist nicht nur für dich und deine Enkel etwas Wertvolles – es verbindet die ganze Familie. Es bewahrt Geschichten, die in den Alltag eingebettet und trotzdem zeitlos sind. Die Zitate und Erinnerungen schlagen Brücken zwischen den Generationen, bringen alte Geschichten ans Licht und schaffen ein Gefühl von Zusammenhalt und gemeinsamer Geschichte.
Am Ende ist das Kindermund-Tagebuch viel mehr als Worte auf Papier – es ist ein Stück Leben, das für immer bleibt.
Inspiration: Kreatives Schreiben und Gestalten
Ein Kindermund-Tagebuch kann so viel mehr sein als eine reine Sammlung von Zitaten. Mit ein bisschen Kreativität könnte es zu einem echten Kunstwerk werden, das Persönlichkeit, Gefühle und Erinnerungen auf wunderbare Weise verbindet.
Du könntest es einzigartig werden lassen – mit Zeichnungen, Fotos und kleinen Geschichten. Lass die Enkelkinder kleine Bilder malen, die zu den Zitaten passen, oder füge Fotos von den Momenten hinzu, in denen die Aussagen gefallen sind.
Vielleicht inspirieren dich die Worte auch zu einer kleinen Geschichte. Denn manchmal steckt hinter einem Satz mehr, als man auf den ersten Blick erkennt. Frage dich beim Schreiben beispielsweise:
- Was hat mich an dieser Aussage besonders berührt?
- Woran aus meiner eigenen Kindheit erinnert mich das?
Solche Reflexionen machen das Tagebuch nicht nur wertvoll für deine Enkel, sondern auch für dich. Es wird zu einer Verbindung zwischen ihrer Welt und deiner eigenen Vergangenheit.
Die Enkel einbeziehen – gemeinsam gestalten
Gemeinsam wird das Tagebuch zu einem echten Familienprojekt, wenn die Enkel selbst mitgestalten: Sie könnten ihre eigenen Lieblingssprüche aufschreiben, kleine Erlebnisse aus ihrer Sicht erzählen oder passende Bilder dazu malen. So wird das Tagebuch nicht nur ein Geschenk von dir, sondern ein gemeinsames Werk, das eure Beziehung widerspiegelt.
Ein Kindermund-Tagebuch ist ein Raum für Fantasie, Liebe und Erinnerungen – gestalte es so bunt und lebendig, wie die Kindheit selbst. Es gibt kein Richtig oder Falsch, nur Freude am Festhalten und Teilen.
Kindermund und die Kraft des Moments: Ein biografischer Blick
Manchmal sagen Kinder Dinge, die dich innehalten lassen. Ihre Worte haben eine Weisheit, die nicht aus Erfahrung, sondern aus einer unbefangenen Sicht auf die Welt kommt. Und genau das ist ihre Kraft: Sie erinnern dich daran, die Dinge einfacher, leichter und mit Staunen zu betrachten.
Als Großmutter hast du die Chance, diese Leichtigkeit bewusst wahrzunehmen und dich von ihr inspirieren zu lassen. Kinder sehen einfache Lösungen, wo Erwachsene nur Probleme sehen. Sie lachen über Dinge, die wir vielleicht übersehen hätten, und bringen uns dazu, unseren Blickwinkel zu ändern.
Indem du ihre Worte festhältst, bewahrst du nicht nur ihre Sicht auf die Welt, sondern kannst auch für dich selbst lernen: „Wo darf ich wieder leichter werden? Wo liegt das Staunen in meinem Alltag verborgen?“
Deine Rolle als Großmutter wird damit die der Hüterin der Lebensfreude, der Bewahrerin vieler kleiner Momente voller Freude, Witz und Tiefe. Diese Aufgabe geht über das bloße Aufschreiben hinaus: Du sammelst Erinnerungen, die nicht nur für heute, sondern für die Zukunft strahlen. Wenn du erst anfängst, die kleinen Wunder der Kinderworte zu erkennen, wirst du merken, wie viele solcher Momente es gibt – und wie schön das Leben in seiner Einfachheit sein kann.
Und genau darin liegt die biografische Kraft: Du schreibst nicht nur die Geschichte der Kinder, sondern auch deine eigene – eine Geschichte voller Liebe, Staunen und Achtsamkeit.
Eine Einladung zum Mitmachen
Vielleicht hältst du jetzt inne und denkst an den letzten bezaubernden Spruch deines Enkels. Den, der dich zum Lächeln brachte oder nachdenklich machte. Momente wie dieser sind es wert, festgehalten zu werden. Du brauchst dafür keinen perfekten Start, kein teures Notizbuch und keine ausgefeilte Strategie. Nimm einfach Stift und Papier zur Hand und beginne.
Die kleinen Weisheiten deiner Enkel sind wie Sternschnuppen – kostbar und flüchtig zugleich. Als ihre Großmutter hast du das Privileg, diese Momente einzufangen. Schenke dir selbst die Zeit, sie zu bewahren. Dein Kindermund-Tagebuch wird mit jedem Eintrag wertvoller, mit jeder Geschichte persönlicher.
Ich lade dich ein: Teile deine eigenen Kindermund-Momente mit mir und anderen Großmüttern.
Welcher Spruch deines Enkels hat dich zuletzt berührt? Was hat dich zum Nachdenken gebracht?
Schreibe mir einen Kommentar oder schick mir eine E-Mail – ich freue mich auf deine Geschichte.
Lass uns gemeinsam Erinnerungen schaffen
Mach mit bei der „3-Tage-Kindermund-Challenge„, die am 28. Januar startet: Jeden Tag einen besonderen Moment festhalten. Alle Infos dazu bekommst du in einem der nächsten Newsletter.
In meinem Schreibworkshop „Großmutter sein – Geschichten schreiben“ entdeckst du ab Februar weitere kreative Wege, deine Familiengeschichten zu bewahren.
Und auch im biografischen Coaching begleite ich dich persönlich auf deinem Weg als schreibende Großmutter
Ich freue mich darauf, dich auf deiner Reise als Geschichtenschreiberin deiner Familie zu begleiten!
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Hi Eva, noch bin ich keine Oma. Nachdem ich deinen Artikel gelesen habe, freue ich mich darauf, dann ein Kinder-Mund-Tagebuch zu führen. Die Verbindung der Generationen ist ein Geschenk.
Liebe Grüße
Jutta
Liebe Jutta, ich denke, der Auftrag darf auch an Tanten und Patentanten weitergegeben werden 🙂 Und wie gesagt, Oma ist ein neues Level im Leben :-))
Hallo liebe Eva, es war ein Vergnügen, diesen Blog zu lesen. Ich bin auch keine Oma, aber eine Tante und ich sammele Wörter ab jetzt. Danke für die Inspiration.
Liebe Tante 🙂 Erika, viel Spaß dabei.
P.S. Ich hatte auch eine ganz liebe Tante Erika, die eine Tagebuchschreiberin war.
Liebe Eva,
ich bin stolze Omi! 🙂 So ein wunderschönes Blog-Thema… Habe eben mein Kindermund-Tagebuch angelegt und erste Notizen gemacht! Vielen lieben Dank für die Inspiration! Ich freue mich auf die Kindermund-Challenenge im Januar und den Schreibworkshop!
Viele liebe Grüße nach Dresden
Birgit
Liebe Birgit, wie schön, dass ich dich inspirieren kann. Das Band zwischen Großmüttern und Enkeln ist etwas ganz besonderes. Wir können etwas weitergeben – und bekommen gleichzeitig so viel geschenkt <3