Wenn Frauen in der zweiten Lebenshälfte zögern, ihre Geschichte aufzuschreiben, höre ich oft: „Meine Geschichte ist nicht wichtig genug.“ Doch hinter diesem vordergründigen Gedanken verbirgt sich ein tieferer, fundamentalerer Glaubenssatz:

„Ich bin nicht bedeutsam genug, um Aufmerksamkeit zu verdienen.“

Dieser Satz trifft mitten ins Herz.

Natürlich bist du wichtig! Mag sein, in einer Welt, in der nur die großen, lauten Erfolge gefeiert werden, fühlt sich dein eigenes Leben gerade etwas unscheinbar an. Pass auf: An dieser Stelle setzt meine biografische Arbeit an – sie hilft dir, die verborgenen Schätze in deinem Alltag zu entdecken.

Es geht darum, die Fragen zu stellen, die wirklich zählen, und deinen eigenen Wert zu erkennen. Wenn du dich darauf einlässt, kann biografisches Schreiben dein Leben verändern. Versprochen!

Die verborgenen Wurzeln alter Glaubenssätze

Der Zweifel am eigenen Wert hat oft tief verwurzelte Ursprünge. Nicht immer sind sie auf den ersten Blick sichtbar. Wenn ich Frauen berate, kommen häufig ähnliche Muster ans Licht. Diese Zweifel sind nicht einfach nur persönliche Empfindungen – sie sind das Ergebnis von Prägungen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen.

Das ist in etwa die „Hitliste“ der hinderlichen Glaubenssätze:

Kindheitsbotschaften: „Stell dich nicht so in den Mittelpunkt.“ „Sei bescheiden.“ „Mach/Nimm dich nicht so wichtig.“ Sätze, die mit den besten Absichten ausgesprochen wurden, haben sich in unseren Köpfen eingenistet und in uns eine Stimme geformt, die uns zurückhält, wenn wir den nächsten Schritt machen sollten. Glaub mir, ich kenne das!

Diese Botschaften klingen harmlos, doch sie können über Jahre hinweg das persönliche Selbstbild prägen. Sie fordern dich dazu auf, klein zu bleiben, dich im Hintergrund zu halten und nicht im Mittelpunkt zu stehen – als ob dein eigener Wert nur dann „erlaubt“ wäre, wenn er nicht zu sehr auffällt.

Gesellschaftliche Prägungen: Wir Frauen, die wir heute in der zweiten Lebenshälfte stehen, wuchsen in einer Zeit auf, in der weibliche Zurückhaltung hoch geschätzt wurde. Der Platz, der den Frauen zugedacht war, war der der Unterstützerin und Helferin, während der Mann als das sichtbare und gefeierte „Subjekt“ galt. Das Teilen persönlicher Geschichten oder das Zeigen der eigenen Individualität wurde schnell mit „Eitelkeit“ oder „Selbstverliebtheit“ gleichgesetzt.

Diese gesellschaftlichen Normen haben die Sichtbarkeit von Frauen und ihren Erfahrungen lange Zeit stark eingeschränkt und tun es noch! Entweder du passt in diese starren Muster oder du giltst schnell als zickig, egoistisch, kalt oder unweiblich.

Die Unsichtbarkeit der Fürsorgearbeit: Ein weiteres Thema, das vielen Frauen vertraut ist, ist die jahrzehntelange, oft unsichtbare Arbeit im Bereich der Fürsorge. Viele Frauen haben ihre Zeit und Energie in die Familie, in Beziehungen, in die Pflege von Angehörigen gesteckt. Doch diese Arbeit hinterlässt keine Erfolgsnachrichten. Sie wird nicht in Geld gemessen oder mit Titeln geschmückt.

Und weil der Wert dieser Arbeit kaum anerkannt wird, bleibt das Gefühl, dass das eigene Leben und Wirken nicht wirklich „sichtbar“ sind. Was sind schon gesunde Mahlzeiten und durchwachte Nächte am Bett eines kranken Kindes oder Arztbesuche mit der demenzkranken Schwiegermutter gegen die Erfindung wirklich wichtiger Dinge (wie dem Selfie-Stick oder noch größeren SUVs oder neuartigen Plastikverschlüssen)? Diese Unsichtbarkeit der Sorgearbeit, die grötenteils von Frauen getragen wird, nährt die tiefen Zweifel an der eigenen Bedeutung und dem eigenen Wert.

All diese Faktoren zusammen schaffen einen Nährboden für den inneren Zweifel. Doch genau an diesem Punkt liegt auch eine riesige Chance und meine persönliche Hoffnung:

Es gibt die Möglichkeit, diese tief verwurzelten Muster bewusst zu machen und zu transformieren. Nur, wenn wir Frauen diese Ursprünge erkennen, können wir uns von ihnen befreien und anfangen, unsere eigene Geschichte als wertvoll und bedeutend anzuerkennen. Und in dieser Erkenntnis entsteht die Freiheit, endlich den eigenen Platz in der Welt einzunehmen – sichtbar, wichtig, und vor allem: würdig.

 

Wie sich der Glaubenssatz im Alltag zeigt

„Ich bin nicht bedeutsam genug“ manifestiert sich in verschiedenen Gedanken, die Frauen mir in meiner Coaching-Praxis anvertrauen:

„Meine Erfahrungen sind zu gewöhnlich – jede Frau hat so etwas erlebt.“
„Andere haben Wichtigeres zu sagen.“
„Wer würde sich schon für meine Gedanken interessieren?“
„Ich habe keine besonderen Leistungen vollbracht.“
„Meine Einsichten sind nicht tiefgründig oder originell genug.“

Diese Gedanken sind wie ein Filter, der die Wahrnehmung des eigenen Lebens verzerrt. Sie blenden die Einzigartigkeit und den Wert der eigenen Erfahrungen der Frauen systematisch aus.

Die junge irische Autorin Doireann Ní Ghríofa beweist in ihrem preisgekrönten Buch „Ein Geist in der Kehle“ wie kraftvoll weibliche Texte sein können – auch zwischen dem Stillen des Babys und dem Aufräumen des Kinderzimmers. Bravo!

Es ist Zeit für noch viel mehr weibliche Texte.

 

Sorgearbeit der Frauen

Der verhängnisvolle Kreislauf der Selbstentwertung

Was besonders tragisch ist: Dieser Glaubenssatz verstärkt sich selbst. Je mehr Frauen glauben, nicht bedeutsam zu sein, desto weniger teilen sie ihre Geschichten und Perspektiven. Und je weniger Frauen sich mitteilen, desto weniger Resonanz und Bestätigung erfahren sie von außen – was wiederum den Glaubenssatz nährt.

Ein Beispiel: Eine Teilnehmerin meines Workshops hatte jahrzehntelang als Krankenschwester gearbeitet. „Nichts Besonderes“, wie sie sagte. Erst als sie begann, von einzelnen Begegnungen mit Patienten zu erzählen, wurde deutlich, wie viele Menschen sie durch Krisen begleitet hatte, wie viel Weisheit sie über menschliche Verletzlichkeit gesammelt hatte. Ihre vermeintlich „unwichtige“ Geschichte enthielt Einsichten, die uns alle tief berührten.

In der Begleitung schwerkranker Menschen erfuhr sie immer wieder, wie das tolle Auto, der phantastische Urlaub oder eine wichtige Position im Job an Wert verlieren, wenn Menschen mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert sind. Plötzlich sind es die zuvor scheinbar bedeutungslosen Dinge und Tätigkeiten, nach denen sich die Menschen sehnen.

Noch einmal oder endlich wieder einmal mit der Enkelin Kuchen backen, sich mit den Lieblingsmenschen verabreden, die Krokuswiese vorm Haus nicht erwarten können. Meinetwegen auch die Küche aufräumen, wenn die Gäste gegangen sind, nach einem langen Abend mit anregenden Gesprächen. Da spielt das wirkliche Leben, die Lebendigkeit.

Um das zu erkennen, musst du nicht erst krank werden. Nehmen wir die Abkürzung! 

 

Den Glaubenssatz an der Wurzel transformieren

In meiner Erfahrung, genügt es diesmal nicht, einfach zum Schreiben zu ermutigen, um den tief verwurzelten Glaubenssatz „Ich bin nicht bedeutsam genug“ zu transformieren.

Wir werden tief eintauchen und uns auf den Raum, in dem diese Geschichten entstehen konzentrieren – und auf die Art und Weise, wie du dich selbst und deinen Platz in der Welt verstehst.

Im biografischen Coaching arbeiten wir gemeinsam mit den drei Resonanzräumen, weil sie deine Geschichte(n) lebendig werden lassen und zu einer echten Transformation führen:

Im Raum der Erlaubnis

Die Erlaubnis, zu sein: Der erste Schritt ist, dir selbst zu erlauben, einfach „nur“ zu sein. Noch bevor du an das Teilen von Geschichten denkst, geht es darum, Raum einzunehmen – nicht als etwas, das du dir erst verdienen musst durch Erfolge oder besondere Erlebnisse, sondern einfach, weil du bist. Du darfst da sein, mit allem, was dich ausmacht, ohne Bedingungen. Dieser Raum ist der Ort, an dem du dich von der Idee befreist, dass du zuerst „irgendetwas“ leisten oder beweisen musst, um deinen Wert zu haben.

Die Erlaubnis zur Subjektivität: Deine Geschichte muss nicht objektiv „wichtig“ oder von einem gesellschaftlich anerkannten Maßstab geprägt sein. Es geht nicht darum, mit einer „perfekten“ oder „allgemein gültigen“ Perspektive zu glänzen. Deine Sichtweise ist einzigartig, und das ist der wahre Wert. Du darfst deine Wahrheit sprechen, die aus deinem eigenen Erleben, deinen Gefühlen und deiner Wahrnehmung besteht. Diese Subjektivität ist nicht nur erlaubt – sie ist der Schlüssel zu deiner Authentizität.

Die Erlaubnis zur Unvollkommenheit: In der Perfektion liegt eine Illusion. Niemand braucht die perfekte Heldinnengeschichte – und vor allem: du musst sie nicht liefern. Viel mehr als um eine makellose Erzählung, geht es um die Echtheit deines Lebens. Deine Geschichte ist ein lebendiger Ausdruck all dessen, was du durchlebt hast. Fehler, Unsicherheiten und Unvollkommenheiten machen sie erst wirklich und tief menschlich.

Im Raum der Erkenntnis

Das Erkennen von Mustern: Wenn du beginnst, deine Geschichte anzuschauen, wirst du feststellen, dass sich darin Muster erkennen lassen – die deiner eigenen Erfahrungen, und auch die größerer gesellschaftlicher und historischer Strömungen. Du bist eingebettet in eine viel größere Erzählung, die dich als Teil eines größeren Ganzen versteht. Deine Geschichte ist nicht isoliert. Sie verbindet sich mit den Geschichten anderer Frauen, mit gesellschaftlichen Bewegungen und Umbrüchen.

Das Erkennen deiner Pionierinnenrolle: Viele Frauen in der zweiten Lebenshälfte sind die ersten in ihrer Familie, die bestimmte Grenzen überschritten haben – sei es in der Bildung, im Beruf oder in der persönlichen Freiheit. Vielleicht hast du den Schritt in eine neue berufliche Richtung gewagt, dein eigenes Beziehungsmodell gefunden oder neue Wege der Selbstbestimmung eingeschlagen. Diese Rolle als Pionierin ist wahrhaft bedeutend für dein eigenes Leben und auch für die, die nach dir kommen. Du trägst auf jeden Fall etwas in dir, das andere ermutigt, ebenfalls neue Wege zu gehen.

Das Erkennen deiner Zeuginnenschaft: Du hast historische Umbrüche und gesellschaftliche Veränderungen aus der weiblichen Perspektive erlebt – und damit eine Sichtweise, die für die heutige Generation von unschätzbarem Wert ist. Die Perspektive einer Frau, die Umbrüche und Übergänge mitgeprägt hat, ist ein kulturelles Erbe, das dir und kommenden Generationen ein Kompass sein kann. Diese Zeugenschaft ist kostbar.

Im Raum der Entwicklung

Von der Selbstentwertung zur Selbstwürdigung: Der Prozess der biografischen Arbeit wird zu einem Akt der Selbstwürdigung. Indem du deine eigene Geschichte achtest und wertschätzt, erkennst du, wie wertvoll jede Entscheidung, jeder Umweg und jede gewonnene Weisheit ist. Du beginnst, dich selbst als die kluge, erfahrene Frau zu sehen, die du bist – mit all deinen Facetten und Erfahrungen. In diesem Raum bekommst du die Möglichkeit, deine eigene Geschichte als das Geschenk zu verstehen, das sie ist.

Vom Monolog zum Dialog: Wenn du deine Geschichte teilst, entsteht Resonanz. Du wirst feststellen, dass du nicht nur alleine in deinem Erleben bist. Deine Erfahrungen treffen auf die Geschichten anderer Menschen und erzeugen einen Dialog. Du erkennst, dass deine Erlebnisse nicht nur dich betreffen, sondern auch in den Herzen anderer Frauen Nachhall finden. Deine Worte können andere inspirieren, berühren und mit ihnen auf eine tiefere Weise in Verbindung treten.

Von der Vergangenheit zur Zukunft: Deine Geschichte ist nicht abgeschlossen. Sie geht weiter, sie entwickelt sich. Das Erkennen ihres Werts ist der Beginn eines neuen Kapitels. Indem du den Wert deines bisherigen Weges anerkennst, schaffst du Platz für eine bewusste Zukunftsgestaltung. Du triffst Entscheidungen, die deine nächsten Schritte bestimmen und dir neue Möglichkeiten eröffnen. Die Vergangenheit mitsamt der alten Muster und überholten Glaubenssätze wird nicht zu einer Last, sondern durch diesen Prozess zu einer Ressource, aus der du schöpfen kannst, um weiter zu wachsen und neue Wege zu gehen.

Diese vertiefte Arbeit in den drei Resonanzräumen geht weit über einfache Schreibanleitungen hinaus und berührt den Kern deiner Identität und deines Selbstwertgefühls.

Die Schritte sind nicht nur theoretisch – sie sind lebendig und transformierend. Sie sind das, was Frauen dabei unterstützt, hinderliche Glaubenssätze zu hinterfragen und wirklich zu verändern und in ein Leben voller Authentizität und Wertschätzung zu treten.

Ressonanzräume biografisches Schreiben

5 Schritte zur Transformation des Glaubenssatzes

Beginne mit einer Würdigung:

Bevor du in deine Geschichte eintauchst, würdigen wir dich selbst als Person. Kreative Methoden tragen dazu bei, dass du deine Qualitäten, deine Überlebensstrategien und deine Weisheit anerkennst.

Sammle Resonanzen:

Wir erkunden, welche deiner Erfahrungen oder Einsichten für andere Menschen bedeutsam waren. Du wirst überrascht sein, was andere an dir wahrnehmen.

Identifiziere deine Themen:

Welche wiederkehrenden Themen ziehen sich durch dein Leben? Wofür stehst du? Was hast du verteidigt, auch wenn es schwer war?

Erkenne deine "gewöhnlichen" Wunder:

Die alltäglichen Momente des Gelingens, der Verbundenheit, der kleinen und großen Mutproben – sie alle sind Teil deiner bedeutsamen Geschichte. Wir geben ihnen einen würdigen Platz.

Verbinde dich mit dem größeren Ganzen:

In deinem Leben spiegeln sich historische, kulturelle, gesellschaftliche Entwicklungen. Du bist frei, deinen Platz im Getriebe des Lebens zu wählen und auf deine Weise einzunehmen. Du „erschreibst“ dir Schritt für Schritt alles, was du dafür brauchst.

Eine neue Perspektive: Du bist der Beweis

Jede Frau, die heute in der zweiten Lebenshälfte steht, ist ein lebender Beweis für tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen. In deinem Körper, deinen Entscheidungen, deinen Kämpfen und Erfolgen manifestiert sich Geschichte.

Du bist nicht trotz, sondern gerade wegen deiner vermeintlichen „Gewöhnlichkeit“ bedeutsam. Deine Geschichte zeigt, wie Frauen unter realen Bedingungen leben, lieben, arbeiten und sich weiter verändern. Sie zeigt die tatsächlich gelebte Realität hinter den großen historischen Entwicklungen.

Ein neuer Glaubenssatz

Ich lade dich ein, den alten Glaubenssatz durch einen neuen zu ersetzen:

„Meine Einzigartigkeit liegt nicht in außergewöhnlichen Ereignissen, sondern in meiner unverwechselbaren Art, das Leben zu erfahren und zu gestalten.“

Oder noch einfacher:

„Ich bin bedeutsam, weil ich bin.“

Wenn du von diesem Fundament aus deine Geschichte betrachtest und teilst, wird das biografische Arbeiten zu einem Akt der Würdigung – deiner selbst und der unzähligen Frauen, deren Geschichten nie gehört wurden.

Diese Arbeit musst du nicht alleine machen. 

Wenn du eine emphatische und stärkende Begleitung an deiner Seite suchst, dann melde dich bei mir. Du bestimmst das Tempo und die Tiefe der Arbeit an den Glaubenssätzen. Ich sorge für die Sicherheit im Prozess, für eine geregelte Struktur und für die Freude bei alledem.

In meinen Resonanzräumen der Erlaubnis, Erkenntnis und Entwicklung begleite ich dich im Einzelcoaching dabei, deine tieferen Glaubenssätze zu erkennen und zu transformieren. Denn erst wenn du dich selbst als bedeutsam anerkennst, kannst du die Schätze deiner Lebensgeschichte wirklich heben und weitergeben.