Ich konnte schreiben, bevor ich lesen konnte. Ja, ich weiß das klingt verrückt, hat aber damit zu tun, dass meine Mutter als Grundschullehrerin mir schon früh ein Schreiblernheft überließ, in dem ich am großmütterlichen Küchentisch mehr oder weniger geschickt die Buchstaben abmalte und anschließend fragte, was ich wohl geschrieben habe.

Schreiben und Lesen wurden meine zweitliebsten Beschäftigungen. Die liebste war das Hören der Geschichten „von früher“. Schon damals war früher alles besser. Und für mich wahnsinnig spanndend.

Und so begleiten mich Schreib- und Leseprojekte schon mein ganzes Leben. Manchmal nimmt es überhand. Dann habe ich überall Ideen rumliegen. Zum Glück mit System. Gabi Kremeskötter fragt in ihrer aktuellen Blogparade gerade nach den aktuellen Schreibprojekten. Das ist doch eine gute Gelegenheit, mal wieder Inventur zu machen.

Nicht ohne mein Notizbuch

„Was du immer alles mitschleppst“, sagen Mann und Kinder unisono beim Blick auf meine schwere Tasche. Alles, was Frau ebenso braucht! Und auch ein Pflasterchen falls sich jemand unterwegs in den Finger schneidet, Papiertaschentücher, gerne auch für den Rest der Familie. Vor allem aber Stifte und das aktuelle Notizbuch im A5-Format.

Ich finde, es gibt nichts Schlimmeres, als unterwegs eine geniale Idee zu haben und sie nicht aufschreiben zu können. So manches Mal habe ich mir schon in einem Café ein Blatt Kopierpapier oder einen Bestellzettel erbeten müssen.

Dieses Notizbuch oder Heft, in dem ich nun (fast) ganz diszipliniert meine Ideen und Informationen festhalte, ersetzt den Zettelkosmos, in dem ich mich über Jahre bewegte. Post-Its, Zine-Büchlein, Gratis-Karten-Rückseiten und Papier in allen Größen umgaben mich und machten mich mehr oder weniger wahnsinnig. Das Zitat von Maya Angelou, notiert auf der Rückseite eines Briefumschlages, würde ich bestimmt einmal nutzen können. Im Moment aber brauchte ich es ebensowenig wie die aufgenommene Sprachnachricht: „Schöne Wörter mit S: Sanftmut, seelenruhig, saumseelig“, die ich schon fast wieder vergessen hatte. Wo aber war die Seite aus dem Notizblock, den ich als Werbegeschenk erhalten hatte, und auf dem ich etwas wichtiges notiert hatte? Hilfe!

Eine Weile habe ich es mit verschiedenen Notizbuch-Apps versucht. Doch ich merkte, dass ich digitale Notizen schnell vergesse. Alles was in einer App lagert, ist aus den Augen und aus dem Sinn.

In gewisser Weise ist das Notizbuch kein eigenständiges Projekt. Doch die Einfälle immer sofort aufzuschreiben und wiederzufinden hilft mir bei der Umsetzung aller anderen Projekte, die ich gerade am Laufen habe.

Und weil ich es gerne schön habe, müssen es auch immer schöne Notizbücher sein. Freunde und Bekannte wissen das und brauchen bei Geschenkanlässen niemals lange überlegen, worüber ich mich wirklich freue.

Morgenseiten und Journaling

Das Konzept der Morgenseiten lernte ich Anfang der 90er Jahre kennen. Julia Camerons „Der Weg des Künstlers“ war eine Quelle der Inspiration für mich. Damals, mit drei kleinen Kindern im Haus, war an Morgenseiten nicht zu denken. Meine Kreativität beschränkte sich auf Bastelarbeiten mit den Kids, dem Backen von Kuchen und auf den Traum, eines Tages ein eigenes Buch zu schreiben.

Zunächst wurden aus den Morgenseiten eher Abendseiten, aber das ist nicht das Gleiche. Im Buch „Schreiben in Cafés“ von Natalie Goldberg las ich die Bezeichnung „unrühmliche Gehirnentleerung“ über Camerons Schreibmethode. Gleich morgens den Kopf freischreiben, das hat was. Also stand ich fortan früher auf, um brav meine drei Seiten zu schreiben. Und siehe da, ich startete entspannter und organisierter in den Tag, denn ausgejammert hatte ich mich ja bereits.

Meine Morgenseiten sehe ich mir später nicht mehr an. Im Gegenteil, ein-, zweimal im Jahr mache ich eine feierliche Schredderaktion. All das Schwere, dass ich beim Schreiben schon einmal losgelassen habe, wird winzig klein und wäre der viele Papierstaub nicht, so würde ich an Konfetti denken. Adé, ihr Sorgen. Morgenseiten sind ein Teil meiner Psychohygiene.

Journaling unterscheidet sich in meinen Schreibprozessen von den Morgenseiten darin, dass ich hier meine konstruktiven Gedanken festhalte. Zuweilen landet eine Idee, die mir beim Schreiben der Morgenseiten kam – es ist ja nicht so, dass ich nur jammere – anschließend in meinem Journal.

Genaugenommen habe ich aktuell sogar zwei Journale. Ein allgemeines für alle möglichen Ideen und Projekte, in dem ich auch täglich meine drei wichtigsten ToDos festhalte, meine Meisterinnen-Schritte. Das andere Heft dient allen Ideen rund um diesen Blog, der mein großes Projekt für 2024 ist. Bis zum Jahresende möchte ich immerhin 20 Blogartikel rund ums Thema Biografiearbeit und Genogramm verfasst haben.

Jede Woche eine 7-Minuten-Geschichte

Neben meinem Blog schreibe ich für eine wachsende Zahl von Leserinnen regelmäßg meinen Sonntagsletter. Ich kann dir diesen Newsletter direkt ans Herz legen. Sonntag für Sonntag inspiriere ich andere schreibverliebte Menschen zum Ausprobieren von Schreibimpulsen und Methoden. Meine private Challenge ist, wöchentlich eine biografische 7-Minuten-Geschichte zu veröffentlichen.

Was eine 7-Minuten-Geschichte ist? Ich schreibe eine Art Kurzgeschichte, deren Thema ich mir Laufe der Woche überlege und die im besten Falle zum Thema des Newsletters passt. Bedingung ist, dass ich sie innerhalb von sieben Minuten schreibe. Okay, manchmal werden es dann zehn, aber niemals mehr. Das heißt, ich erzähle kurz und auf den Punkt. Manchmal sind es winzig kleine Begebenheiten, die sich innerhalb von Sekunden abgespielt haben. Manchmal umfasst die Erzählung einen Zeitraum von mehreren Jahren.

Momentan habe ich an die zwanzig Geschichten. Irgenwann wird daraus mal ein Büchlein für meine Familie. Denn an der einen oder anderen Stelle kommen alle darin vor.

Eine Newsletterleserin schrieb mir kürzlich: „Mir gefällt dein Zugang zur Arbeit mit der Biografie, bei der du so viel zu versöhnlichem Umgang mit der eigenen Geschichte einbindest.“

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Ja, ich will den regelmäßigen Newsletter mit interessanten Themen, leicht umsetzbaren Schreibimpulsen und kurzen Geschichten.

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Kreatives Biografisches Schreiben (Kurse)

Ich schreibe nicht nur – ich lasse auch schreiben. Aktuell in meinem Online-Kurs KreativSommer@Home. Ich liebe es, die Teilnehmerinnen zu inspirieren und zu ermutigen, ihrer eigenen und immer immer immer vorhandenen Kreativität zu vertrauen. Dem Prozess zu vertrauen und darauf, dass es am Ende einen guten Text ergibt.

Vor kurzem hatten die Teilnehmerinnen die Aufgabe, sich gegenseitig Kompliment-Wörter zu schenken. Ich bekam auch eines: „hervorlockend“ – da wusste ich, ich habe mein Ziel erreicht! Vielen lieben Dank dafür.

Mein 2. Buch: Biografiearbeit mit Menschen mit beginnender Demenz

Im Oktober 2020 erschien im Ernst Reinhard Verlag mein erstes Buch. Da ich auch Fachberaterin für Geriatrie und Gerontopsychiatrie bin, habe ich einen Ratgeber geschrieben, für Menschen, die gerade die Diagnose Demenz bekommen haben und in dieser Situation gut für sich sorgen wollen. Ich bin auch hier eine Mutmacherin. Dazu passt der Titel des Buches „Es ist nicht alles Demenz“.

Mein zweites Buch steckt noch in den Kinderschuhen. Gerade begleite ich Menschen am Beginn der Erkrankung beim Aufschreiben biografischer Erlebnisse. Das ist auch für mich ein spannender Prozess, den ich gern noch tiefer verstehen möchte.

Welche Ereignisse sind ihnen so wichtig, dass sie sich noch einmal intensiv damit beschäftigen? Was möchten sie hinterlassen? Was passiert mit der Sprache und dem Wortschatz im schriftlichen Ausdruck? Und wie verändern sich die Sichtweisen im Laufe der Zeit. Letzteres ist übrigens kein demenz-typisches Phänomen. Wir alle ändern unsere Sichtweise auf Geschehnisse mit der Zeit. 

Mein Blog-Projekt

Im letzten Jahr habe ich meinen Schwerpunkt von der reinen Demenzberatung auf die biografische Arbeit verlagert. Jetzt gehört dieser Blog zu den größeren Projekten, die ich auf meiner Liste habe. Ich liebe es zu schreiben. Doch genauso sehr mag ich es, Dinge und Themen zu strukturieren.

Ein Blog ist viel mehr als eine lose Sammlung von Texten im Internet. Ich möchte ihn mit einem Garten vergleichen, dessen Tore einladend offen stehen. Die Besucherin tritt ein und bekommt einen ersten Eindruck. Ah, hier sind die Rosen und da sind die Gemüsebeete. Und hier diese Kräuter, wie die duften! Sie bekommt Lust zu flanieren, zerreibt Blättchen zwischen den Fingern um daran zu riechen. Sie bleibt vor einer Tafel stehen, um mehr über diesen Baum zu lesen, dessen Äste bis in den Himmel zu reichen scheinen. Sie versteht, wie in der Natur alles mit allem zusammenhängt. Was steht denn da? ein kleiner gedeckter Tisch und eine frische selbstgemachte Limonade! Wie wunderbar!

Oder im Klartext, ich möchte, dass du dich hier zurechtfindest, dass du gerne mitliest, besser verstehst, wie biografisches Arbeiten dein Leben beeinflussen kann und dass du dir das eine oder andere mitnimmst, was ich für dich vorbereitet habe.

Nun gibt es schon zahlreiche Bloggerinnen zum Thema Biografiearbeit – auch bei Lebensmutig, dem Verein bei dem ich 2023/24 meine Ausbildung zur Trainerin für Biografiearbeit gemacht habe und bei dem ich inzwischen Mitglied bin. Da habe ich erst einmal gelesen, was die anderen so verbloggen. Und habe mich gefragt, braucht es da überhaupt noch meine Texte?

Die Antwort, die an dieser Stelle in meinem Herzen herumhüpft, lautet Ja, Ja und nochmals Ja.

Frauen zu ermutigen, sich ihrer Geschichte zu stellen und mit ihr auszusöhnen, ist mein tiefstes Warum. Ich wünsche mir, dass Frauen ihre Geschichte(n) auf eine weibliche Art erzählen. Ich bin fest überzeugt, dass viel mehr weibliche Erzählungen für die Balance in unserer Gesellschaft notwendig sind.

Gerade entsteht die Struktur, je mehr Artikel zum biografischen Schreiben und zur Arbeit mit dem Genogramm online gehen, um so besser wirst du dem folgen können. Und weil es mir wichtig ist, hinter den Informationen, Impulsen und Methoden auch selbst sichtbar zu sein, gibt es auch die Kategorie „Was ich von Leben gelernt habe“. Du liest gerade den ersten Artikel zu diesem Thema.

Was ich vom Schreiben gelernt habe

In meinem Kopf wohnen annähernd 10.000 Ideen. Und ich bin leicht zu begeistern. Nicht immer ist das eine glückliche Kombination. Denn wenn ich nicht aufpasse, ist meine ToDo-Liste voller als der größter Stausee Deutschlands, die Bleilochtalsperre, und ich brauche 48-Stunden-Tage und 8-Tage-Wochen um überhaupt nur den Überblick zu behalten.

Schreiben, vor allem Morgenseiten und Journaling, retten mir dann meist doch noch den Tag. Schreiben verlangsamt den Denkprozess und die zweifelnden und kritischen Stimmen in mir kommen auch zu Wort. Die Zuversicht darf mit der Skepsis streiten. Die Brave traut sich, ein Wörtchen mitzureden und die Mutige hört (nun ja, ungeduldig) zu.

Indem ich die verschiedenen Perspektiven einnehme, kann ich mich bewusst für eine Sichtweise entscheiden. Ich bin weit entfernt davon, zu sagen, dass es dabei demokratisch zugeht. Lebenslust und Mut wohnen einfach so nah an meinem Herzen, doch zumindest angehört und aufgeschrieben (!) werden alle Stimmen, die sich gemeldet haben.

Und das innere Team ist auch dabei, wenn ich mir meine Geschichten erzähle. Die Reflektion vergangener Ereignisse taugt dazu, alte Muster zu erkennen und aus gegebenenfalls stattfindenden Täter-Opfer-Retter-Spielen auszusteigen. Ich habe gelernt, dass ich diejenige bin, die bestimmt, wie ich mir eine alte Geschichte erzähle.

So wird das Schreiben für mich zu einer strukturierenden und heilsamen Gewohnheit. Ich weiß nicht, ob ich mein wirklich großes Arbeitspensum – biografisches Coaching, Demenzberatung, verschiedenen Ehrenämter – und meine familiären Aktivitäten mit pflegebedürftiger Mutter und vier zauberhaften Enkelkindern in dieser Intensität bewältigen könnte, wenn ich nicht immer wieder Ruhe und inneren Frieden auf und zwischen den Zeilen finden könnte.

Schreiben hat mich weicher und zugleich stärker gemacht, ausgeglichener und zugleich umsetzungsstärker. Ich kann damit meinen Horizont erweitern und gleichzeitig besser Grenzen setzen. Ich kann verbinden und Widersprüche aushalten. Schweres wird leichter und Leichtigkeit bekommt mehr Gewicht.

Schreiben ist für mich magisch. Ich bin schreibverliebt – und möchte dich inspirieren. 

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